Was ist Aufklärung? -- Immanuel Kant

Sonntag, 20. Februar 2011

Liberalismus anders erlebt und betrachtet

Das Selbstverständnis der FDP
Bayern als "dritter Weg"
Hermann Rind, MdB a.D. war jahrelang Präsident der Thomas-Dehler-Stiftung, aber jetzt tritt er einerseits anläßlich seines langzeitigen Dienstes von 13 Jahren, andererseits anläßlich seines 70. Geburtstags ab. Kontinuität, Aufrechterhaltung der Finanzen und Mut werden ihm nachgesagt. Vor allem Mut zeigte er in einer Zeit, in der die FDP jahrzehntelang nicht im Bayerischen Landtag vertreten. Das ist eine Leistung, die schwer zu überbieten ist.

Die Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger, die gleichzeitig Landesvorsitzende der FDP in Bayern ist, wollte die Entscheidung, Herrn Rind zu entlassen, so lange wie möglich verschieben. Eigentlich wollte sie sich von ihm nicht verabschieden. Seit 1998 bis heutzutage ist er Stiftungspräsident.
Hermann Rind [steht rechts im Bild],
nüchtern, realistisch, und dennoch
herzlich

In einer Rede, welche die letzte in der Reihe von insgesamt sechs Reden war, hat Rind einiges von sich sagen lassen. Bei den Deutschen gäbe es eine zu hohe Betonung des Gehorsams. Der Wunsch, frei zu leben, gibt es nur bei wenigen im Lande. Denn Deutsche legen einen besonderen Wert darauf, ein gutes Einverständnis mit der Obrigkeit zu pflegen. Ihnen fehlt das gewisse „Bürgerbewußtsein“. Mit diesem Phänomen sollte man einerseits anerkennend, andererseits realistisch umgehen.
Die Bundesjustizministerin
selbst in ihrem üblichen Glanz

Doch auf die Pflege dieses Bürgerbewußtseins kommt es beim Liberalismus eigentlich an. Aus seiner Sicht nimmt der Liberalismus so verstanden eine pädagogische Aufgabe wahr, die für das ganze Leben gelten soll. Denn Bildung dient nicht nur dazu, Fakten zu sammeln und Formeln auswendig zu lernen, sondern auch darüberhinaus, seine Sicht der Sachen neu zu überdenken und gegebenenfalls sogar sein  „eigenes“ Denken in Frage zu stellen und es auch eventuell umzugestalten.

Man muß allerdings bedacht an die Sachen herangehen und dabei erkennen, daß Bürgerbewußtsein praktisch ein geistiges Geschenk bildet, das als solches nur einer politischen Minderheit zuteil wird. Es ist nicht „jedermanns Sache“. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Pflege dieses Bewußtseins nicht zur Volkssache. Man kann nichtsdestotrotz dieses Geschenk nicht genug zu schätzen wissen, das Menschen auch erwerben können, wenn sie sich geistige Mühe um sein Ringen geben.
Ma x Stadler, MdB -- ein Mann, der
gerne seine humorvolle Seite zeigt

Max Stadler, MdB, der auch Staatssekretär beim Bundesministerium der Justiz ist, spielte während der diversen Reden eine Art „Moderatorenrolle“ und betonte dabei, wie wichtig es ist, die Grund- und Bürgerrechte zu pflegen. Allerdings beschränkte er sich vor allem auf diejenigen Rechte, welche das Recht auf Privatheit sichert. Exemplarisches Beispiel dafür ist der Datenschutz selbst.
Bodo Wünsch, der sympatische
Geschäftsführer der Thomas
Dehler Stiftung


Die Veranstaltung begann und endete mit Werken von Telemann, die mit melodischem Kontrapunkt von Flöte und Geige reichlich ausgestattet waren.

Der Liberalismus als „dritter Weg“ – eine nirwan-O-analyse:
Es ist eine Sache, die Behauptung aufzustellen, man sei der „dritte Weg“. Es steht allerdings auf einem anderen Blatt, als dritter Weg tatsächlich und effektiv zu handeln.

Onkel Dagobert könnte
Mitglied der FDP Bayern sein,
aber die Partei wünscht sich
Mitglieder, die geistige
Werte verkörpern.


In den übrigen Ländern der BRD versteht sich die FDP als „bessere CDU“. Sie huldigt – wie auch die CDU, aber auch der Linkspartei – dem Unternehmertum mit dem Prädikat, daß für die FDP der Unternehmer der „echte“ oder „wahre“ Bürger ist. Alle anderen sind keine „richtigen Bürger“. Die FDP wünscht sich allerdings „innovative Unternehmer“, die in der Lage sind, Gewinne zu erzielen, den Wettbewerb zu überstehen und auf die Wünsche des „kollektiven Verbrauchers“ so einzugehen, daß sie nur Gewinne und wenig Verluste machen.

Die FDP in Bayern ist anders. Sie sieht sich in einer politischen Landschaft extremer politischer Kräfte eingeworfen. Sie positioniert sich einerseits in der Mitte, andererseits abseits dieser Extreme.
Was heißt es, "liberal" zu sein?

In der ganzen Welt sind die Liberalen dafür bekannt, „Wellen zu schlagen“. Sie sorgen nicht für Stabilität oder Bodenständigkeit, sondern vielmehr für Unruhe und Aufruhr. Insbesondere die Geschichte Europas ist Zeugin dieser Tendenz seitens der Liberalen. Die Liberalen waren für die glorreiche Revolution in England, den Unabhängigkeitskrieg in den damals werdenden USA, die französischen Revolution und teilweise für die sozialistischen Bewegungen ursächlich.
Ist Obama auch ein Liberaler?

In Bayern scheinen die Uhren – und auch die Menschen – etwas anders zu ticken. Die dortige FDP sieht sich zwischen Skylla und Charybdis zusammengequetscht und hat damit Schwierigkeit, ihre Eigenständigkeit und ihre Persönlichkeit souverän genug zu behaupten. Denn die Mächtigkeit dieser Übergewichte ist enorm und demzufolge aus der Sicht der dortigen FDP erdrückend. Die bayerische FDP al tapferer David hat es mit zwei Goliaths zu tun. Um „frei“ zu sein, muß sich diese Partei „Freiraum“ schaffen.
Fragen Sie doch die FDP Bayern.

Daraus ergibt sich die Individualität dieser Partei sowie ihr Einsatz für die Individualisierung und Individuation des Menschen. Denn sie strahlt das aus, was sie verkörpert. Dieses Phänomen ist für Deutschland sowie für die FDP einmalig.

Da sich die bayerische FDP als eine Partei der Mitte sowie als eine Partei des Ab- und Jenseits betrachtet, fördert sie die politische Stabilität und Bodenständigkeit in Bayern. Sie versteht sich als moderat, jedoch innovativ, nicht als Partei des status quo, sondern als Fortschrittspartei. Sie ist bemüht, den Geltungsbereich der Grundrechte zu erweitern und auszubauen.
Homers Odyssee und der Weg der FDP zwischen Skylla
[CSU?] und Charybdis [SPD?]

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